Müllersalon#15: Wo ist der Morgen, den wir gestern sahen

Heiner Müllers Lyrik. Gespräch und Lesung.

Mit Durs Grünbein, Gabriele Gysi und Kerstin Hensel
Nach 1989 trat Heiner Müller vor allem als Regisseur, Intendant und Dauergast in Talkshows in Erscheinung. Das Interview schien zu seiner bevorzugten Literaturgattung zu avancieren. Die Dramenproduktion stockte, weil ihr der Adressat abhanden gekommen war. Die Auseinandersetzung mit der neuen Zeit und die Abrechnung mit seiner Rolle in der alten verlagerte Heiner Müller in sein lyrisches Schreiben: „Kein Schauspieler nimmt mir den Text ab Ich bin das Drama MÜLLER SIE SIND KEIN POETISCHER GEGENSTAND SCHREIBEN SIE PROSA Meine Scham braucht mein Gedicht.“
Gleichzeitig verkennt diese biografisch motivierte Werkchronologie die zentrale Rolle, die das Lyrische immer in Müllers Schreiben gespielt hat. Bereits die frühen Dramen greifen Motive und poetische Fragmente der Gedichte auf, die Antikenbearbeitung „Philoktet“ (geschrieben 1956/64) kann auch als gattungsübergreifendes Langgedicht gelesen werden.
Als Heiner Müller 1992 die erste, von ihm selbst ausgewählte Sammlung mit 71 Gedichten unter dem recht prosaischen Titel „Gedichte 1949-89“ veröffentlichte, wurde sie als publizistische Randerscheinung seines dramatischen Werks wahrgenommen. Der Müllersalon #15 nimmt die aktuelle Neuauflage des Bandes im Alexander Verlag Berlin zum Anlass, noch einmal genau nach der Rolle des Lyrischen in Müllers Werk zu fragen. – „Die schönsten Momente mit Heiner Müller waren immer die traurigsten“, erklärt Durs Grünbein. „Wenn sich uns immer wieder die ganze verfluchte Dialektik dieser Geschichte der Deutschen blitzhaft erhellte.“
In Kooperation mit dem Alexander Verlag Berlin

21. November, 20 Uhr
Deutsches Theater, Saal

Tickets: https://www.deutschestheater.de/programm/a-z/muellersalon-15-wo-ist-der-morgen/

© Margit Broich[1][2] Heidi Paris/Merve Verlag[3][4]