Jost Hermand

Literaturwissenschaftler, Kulturwissenschaftler

†9.10.2021

Geb. 1930 in Kassel, 1950 bis 1955 Studium an der Universität Marburg (Geschichte, Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte), 1955 Dr. Phil., 1956/57 Arbeit mit Richard Hamann in Ost-Berlin an den Bänden Deutsche Kunst und Kultur von der Gründerzeit bis zum Expressionismus, 1958 Berufung an die University of Wisconsin in Madison/USA, 1967 Ernennung zum Vilas Research Professor of German Cultural Studies, danach mehrere Gastsemester an deutschen und amerikanischen Universitäten (Harvard, Texas, Bremen, FU-Berlin, Gießen, Marburg, Kassel, Oldenburg, Freiburg, Essen, Potsdam, München, Köln), 2003 Pensionierung in Madison und Beginn der Lehrtätigkeit als Honorarprofessor an der Humboldt-Universität in Berlin.

Herausgeber oder Mitherausgeber: Wisconsin Workshops, Brecht-Jahrbuch, Basis. Jahrbuch für deutsche Gegenwartsliteratur, Monatshefte, German Life and Civilization, Literatur im historischen Prozess, Deutsche Revolutionsdramen (1969), mit Reinhold Grimm, Band 6 der Historisch-Kritischen Heine-Ausgabe (1973), Neues Handbuch der Literaturwissenschaft, Bd. 21 und 22 (1979), Geschichten aus dem Ghetto (1987), Jüdische Intelligenz in Deutschland (1988), mit Gerd Mattenklott, Contentious Memories. Looking Back at the GDR (1998), mit Marc Silberman.

Wissenschaftliche Schwerpunkte: Methodenfragen der Literaturwissenschaft, Deutsche Kulturgeschichte, Deutsch-Jüdische Geschichte, Utopieforschung, Ökologie, Autoren wie Heinrich Heine, Bertolt Brecht, Arnold Zweig, Heiner Müller.

Besondere Auszeichnungen und Aktivitäten: Mitbegründer der Internationalen Brecht-Gesellschaft, Ehrendoktor der Universität Kassel, Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Senior Fellow am Internationalen Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien, Hilldale Award for Academic Excellence der University of Wisconsin/Madison, Ehrenmitglied der Hans Mayer-Gesellschaft, Fellow of the American Council of Learned Societies.

Publikationen zu Heiner Müller: Mit den Toten reden. Fragen an Heiner Müller (1999) mit Helen Fehervary sowie Aufsätze über ihn in: Argument, Basis-Jahrbuch und Oasen der Utopie. Schriften deutscher Vordenker und Vordenkerinnen (2021).

Wichtigste Buchpublikationen: Deutsche Kunst und Kultur von der Gründerzeit bis zum Expressionismus, 5 Bände (1959-1973) mit Richard Hamann, Synthetisches Interpretieren. Zur Methodik der Literaturwissenschaft (1968), Von Mainz nach Weimar. 1793-1919. Studien zur deutschen Literatur (1969), Pop International. Eine kritische Analyse (1971), Streitobjekt Heine (1975), Sieben Arten an Deutschland zu leiden (1979), Konkretes Hören. Zum Inhalt der Instrumentalmusik (1981), Die Kultur der Bundesrepublik Deutschland, 2 Bände (1986, 1988), Der alte Traum vom neuen Reich. Völkische Utopien und Nationalsozialismus (1988), Mehr als ein Liberaler. Über Heinrich Heine (1991), Grüne Utopien in Deutschland. Zur Geschichte des ökologischen Bewusstseins (1991), Als Pimpf in Polen. Die Erweiterte Kinderlandverschickung 1940-1945 (1993), Geschichte der Germanistik (1994), Judentum und deutsche Kultur. Beispiele einer schmerzhaften Symbiose (1996), Zuhause und Anderswo. Erfahrungen im Kalten Krieg (2001), „Das ‚Ewig-Bürgerliche‘ widert mich an“. Brecht-Aufsätze (2001), Glanz und Elend der deutschen Oper (2008), Die Toten schweigen nicht. Brecht-Aufsätze (2010), Kultur in finsteren Zeiten. Nazifaschismus – Innere Emigration – Exil (2010), Politische Denkbilder. Von Caspar David Friedrich bis Neo Rauch (2011), Unerfüllte Hoffnungen. Rückblicke auf die Literatur der DDR (2013), Vorbilder. Partisanenprofessoren im geteilten Deutschland (2014), Das liebe Geld! Eigentumsverhältnisse in der deutschen Literatur (2015), Die Wenigen und die Vielen. Trägerschichten deutscher Kultur von den Anfängen bis zur Gegenwart (2017), Die aufhaltsame Wirkungslosigkeit eines Klassikers. Brecht-Studien (2018), Unbewältigte Vergangenheit. Auswirkungen des Kalten Kriegs auf die westdeutsche Nachkriegsliteratur (2019), Brennpunkt Ökologie. Kulturelle und gesellschaftspolitische Interventionen (2020), „Völker, hört die Signale!“. Zum Bekennermut deutsch-jüdischer Sozialisten und Sozialistinnen (2020), Oasen der Utopie. Schriften deutscher Vordenker und Vordenkerinnen (2021).

© Margit Broich[1][4] Heidi Paris/Merve Verlag[2][3]

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