Macht und Ohnmacht des Schreibens

Späte Texte Heiner Müllers

von Janine Ludwig
Erscheinungsjahr: 2009

Heiner Müller, der bedeutendste ostdeutsche Dramatiker in der Nachfolge Brechts, reagierte auf die politische Wende in der DDR vor 20 Jahren auf seine Weise. Er schrieb bis kurz vor seinem Tod 1995 kein Drama mehr; stattdessen Prosa und Gedichte, unter anderem darüber, warum er kein Drama mehr schreiben könne. Dieses Spätwerk wird von der Forschung bisweilen stiefmütterlich behandelt, gilt manchen als weniger hochwertige Sammlung eher privater Notizen. Dabei gehören einige der späten Gedichte nicht nur zu den besten Texten Müllers, sondern, so argumentiert Janine Ludwig, sie führen in einer ganz spezifischen Verknüpfung von privater und politischer Lebensbilanz die alten Fragestellungen des Dichters fort bzw. stellen alte Antworten, ja, den Sinn des Schreibens selbst, infrage. Diese Texte sind mehr als ein Nebenprodukt und mehr als ein Rückzug ins Private - sie dienten der Selbstbefragung eines gefeierten DDR-Dramatikers angesichts des Untergangs der Epochenillusion Sozialismus.

»Kein / Schauspieler nimmt mir den Text ab Ich bin das Drama / MÜLLER SIE SIND KEIN POETISCHER GEGENSTAND / SCHREIBEN SIE PROSA Meine Scham braucht mein Gedicht«
(Heiner Müller, Müller im Hessischen Hof, 1992)

KADMOS VERLAG
Kaleidogramme Bd. 46
ISBN 978-3-86599-085-3
ISBN (10) 3-86599-085-1

© Neues Deutschland[1] v.d. Ropp[2]

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