Müllermontag I: Urzeit, Traumzeit, Endzeit. Versuch über Heiner Müller

29. Oktober, Literaturforum im Brecht Haus


Die erste Veranstaltung der Reihe Müllermontag am 29. Oktober 2012 ist der Buchvorstellung Urzeit, Traumzeit, Endzeit. Versuch über Heiner Müller von Uwe Schütte gewidmet, das im Herbst im Passagen Verlag Wien erscheinen wird.

Der materialistische Gespensterdramatiker Heiner Müller, hier aus ungewohnt kulturanthro-pologischer Perspektive betrachtet, war ein veritabler Grundlagenforscher über die gewalttätigen Wurzeln des Menschen. Aus der Rückwendung zum anthropologischen Urgrund versuchte Heiner Müller das Potential zur Herstellung einer besseren Zukunft zu gewinnen. Damit der Kommunismus zur wahren Befreiung der Toten führen wird.
Dieser Essay von Uwe Schütte unternimmt eine so unorthodoxe wie überfällige Annäherung an das komplexe Werk Heiner Müllers. Unter kulturanthropologischem Vorzeichen werden zentrale Dramen wie Mauser, Bildbeschreibung oder Verkommenes Ufer Medeamaterial Landschaft mit Argonauten diskutiert, aber auch Gedichte und weithin unbekannte Kurzprosa. Die assoziativ vorgehende Analyse kreist dabei um Stichworte wie Mantik und Kannibalismus oder Opfer und Verausgabung sowie um das Traumzeitdenken der australischen Aborigines, Ritus und Mythos am Beispiel entpersonalisierter Postdramatik, das Schweigen als Urgrund des Theaters, das Kainsmal als Urschrift, schamanistische Jenseitsreisen, prophetische Rede und traumatischer Wiederholungszwang in der Prosa. Abseits gängiger Interpretationsansätze eröffnet sich dadurch ein tiefgreifendes Verständnis für die kulturanthropologische Basis von Heiner Müllers Schreiben.

Uwe Schütte diskutiert mit B.K. Tragelehn seinen kulturanthropologischen Essay. Dieser stellt Müllers Graben im Grund, eine Rückwendung, als Versuch der Befreiung von Zukunftspotential dar. Moderation Falk Strehlow.

Uwe Schütte, geboren 1967, ist Reader in German Studies an der Universität Aston in Birmingham, England.

Veranstaltung: 29. Oktober 2012, 20 Uhr
ACHTUNG wegen fortdauernder Renovierungsarbeiten in der Chausseestraße findet die Veranstaltung im Palais am Festungsgraben statt.

Eine Veranstaltung der Internationalen Heiner Müller Gesellschaft in Kooperation mit dem Literaturforum im Brecht Haus

© Margit Broich

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