Müllersalon#3: Das Theater kann sein Gedächtnis für die Wirklichkeit nur wiederfinden, wenn es sein Publikum vergisst

Ein Abend mit Ivan Panteleev, Ginka Tscholakowa und Almut Zilcher zu Heiner Müller und Dimiter Gotscheff
Moderiert von Thomas Irmer

24. April, 2017

20 Uhr, Saal des Deutschen Theaters

„Lieber Mitko Gotscheff, deine PHILOKTET-Inszenierung hat mich das Stück neu sehen lassen“, schrieb der Autor eben dieses Stückes, Heiner Müller, 1983 an den Regisseur der bulgarischen Erstaufführung nach Sofia. Was Heiner Müller in Gotscheffs Inszenierung sah – und in den bisherigen Bühnenadaptionen vermisste – war der Widerstand der (Schauspieler-)Körper gegen den Text, der die Tragödie der Figuren erst lesbar macht: Ein Widerstand gegenüber „dem Wort als Tatsache, dem Mord aus Worten, dem Terror, der einsetzt, wenn Praxis theoretisch wird.“

Am 26. April hätte der bulgarische Regisseur Dimiter Gotscheff seinen 74. Geburtstag gefeiert – Anlass für einen „Müllersalon“, der keinen Anlass braucht. Wie kein anderer Regisseur hat Dimiter Gotscheff sein Theater auf Heiner Müllers Schreiben und Denken gebaut. Dass Müllers Texte im Gegenwartstheater noch präsent waren, ist wesentlich dem „Langzeitschufter im Müller-Steinbruch“ (Berliner Zeitung) zu verdanken. Völlig unbeeindruckt von Aktualitätsgebot und Publikumsgeschmack hat Gotscheff das Theater stoisch als Raum verteidigt, in dem Schauspieler*innen und Sprache aufeinandertreffen: „Da ist das Ergebnis gar nicht so wichtig. Wichtig ist die Suche oder, ja, diese offene Wunde, die bei jedem da ist. “

Tickets unter: https://www.deutschestheater.de/programm/spielplan/muellersalon_3/1791/

© Ute Schendel[1]

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