Müllersalon#6: Die Ruinen von Europa/ Ruins of Europe

Film von Ira A. Goryainova und Gespräch mit der Regisseurin/
Film by Ira A. Goryainova and discussion with the director

„Ich war Hamlet. Ich stand an der Küste und redete mit der Brandung BLABLA, im Rücken die Ruinen von Europa.“ Mit angehaltenem Atem zeichnet der Film, der auf Heiner Müllers Hamlet-Machine (1977) basiert, das Bild einer Gesellschaft am Abgrund. Als Ophelia/Elektra führt die Schauspielerin Faustine du Couvent, eine von dunkler, poetischer Energie beseelte junge Pariserin, durch Die Ruinen von Europa, eine zutiefst persönliche, sich nervös strukturierende Montage aus szenischem Spiel und dokumentarischen Fernseharchivbildern: „Fernsehen. Der tägliche Ekel / Am präparierten Geschwätz / Am verordneten Frohsinn / Wie schreibt man GEMÜTLICHKEIT.“ Ira A. Goryainovas Film ist Aufschrei und Manifest zugleich, ein ehrgeiziger, kompromissloser Film, der das Übermaß an Gewalt, Faschismus und Revolte in Europa zum Gegenstand macht.
Mit ausgefahrenen Antennen, blind und luzide gräbt er sich durch die Orientierungslosigkeit einer Welt, deren Bevölkerung in verzweifelter Nonchalance lebt. − „Europa“, sagte Heiner Müller 1994 in einem Gespräch, „hat nur eine Chance, wenn es seine Schwerkraft, seine Geschichte, zum Schweben bringt.“

Belgien 2016, 47' min.
Sprache(n): Französisch, Deutsch, Englisch

Im Anschluss Gespräch mit der Regisseurin (Deutsch/Englisch)
Moderation: Anja Quickert, Übersetzung: Katrin Dettmer

Deutsches Theater, Bar
7. Dezember, 21 Uhr

“I was Hamlet. I stood on the coast and spoke with the surf BLABLA. At my back, the ruins of Europe. The bells sounded in the state funeral, murderer and widow a pair, the town councillors in goose-step behind the coffin of the High Cadaver, wailing in badly-paid grief: Who is the corpse in the meat-wagon’s sty?” Heiner Müller’s influential play Die Hamletmaschine forms the spine of this disquieting “crossover documentary” about contemporary Europe. Our guide through this cinematic “howl” is a young Parisienne poet. We watch, we listen and “quo vadis Europe?” asks the film; “Are we falling apart?” While it may appear surreal, the film rises from reality.

Belgium 2016,47' min.
Languages: French, German, English

Discussion with the director (German/English)
Presentation: Anja Quickert
Translations: Katrin Dettmer

Tickets 8,-/6,- erm.
https://www.deutschestheater.de/programm/a-z/muellersalon_6/

© Ute Schendel[1] Angelus Novus[2]

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