Müllermeeting #6

Müllermeeting #6
3. Februar 2025, 19 Uhr, online

Benedetta Bronzini
Wiederkehr, Umschreibung und/oder Vernichtung von Nationalhelden im Theater der Gegenwart

„Deutschland spielt immer noch die Nibelungen“. So lautet der Titel des SPIEGEL-Interviews zwischen dem Schauspieler Hellmuth Karasek, Urs Jenny und Heiner Müller vom 8. Mai 1983 über die Inszenierung von Medeamaterial Verkommenes Ufer Landschaft mit Argonauten in Bochum. Wie von Müller zu erwarten, ist hier nicht nur von Nationalmythos die Rede, sondern es geht auch um Figuren mit Migrationshintergrund – von Medea bis hin zur deutsch-deutschen Geschichte der Gegenwart.
«Mythen sind geronnene kollektive Erfahrungen, zum anderen ein Esperanto, eine internationale Sprache, die nicht mehr nur in Europa verstanden wird», liest man in Heiner Müllers Autobiografie, als er von der Entstehung seines Medeamaterials berichtet. Besteht dieses Esperanto auch noch, wenn es um Nationalheld:innen geht? Auch wenn der Begriff Nationalheldentum an sich kontrovers ist, so stellt er doch noch immer die geographischen und kulturellen Grenzen einer Gesellschaft und deren Umgang mit Gewalt in Frage.
Wer sind Nationalheld:innen heute und welche Rolle spielen sie im transkulturellen und postkolonialen Europa, das aktuell eine Wiederkehr von Konservativismus erfährt und in eine internationale geopolitische Krise involviert ist? Können solche Held:innen als Parameter der subjektiven und kollektiven Identifizierung innerhalb einer Gesellschaft dienen?
Ziel des Meetings ist es, mittels dramaturgischer Beispiele eine offene Diskussion zu diesem Thema anzuregen sowie neue Perspektiven und Diskurse zu eröffnen.

Benedetta Bronzini arbeitet gerade an einer Buchpublikation zum Thema.

© v.d. Ropp[1] Neues Deutschland[2]

< ZURÜCK